Aus der Geschichte des Musikvereins Hüttigweiler


Die Familie ist die natürliche und engste Form menschlichen Gemeinschaftslebens. In ihr wird dem Menschen zuerst der erhöhte Wert gemeinsamen Unternehmens bewusst. So war es kein Zufall, dass die Musikanten, die im August des Jahres 1912 in Hüttigweiler einen Musikverein gründeten, zum großen Teil aus Familien kamen, die zuvor, jede für sich, die Kunst des Musizierens pflegten. Allen voran muss hier die Familie Weyrich genannt werden, aus der der Vater mit drei Söhnen an der Gründung beteiligt war. Überhaupt ist der Name Weyrich die ganze Vereinsgeschichte hindurch untrennbar mit dem Musikverein verbunden gewesen.

In der Gründungsversammlung wählte man Hugo Andler zum Vorsitzenden, Johann Schmidt übernahm das Amt des Dirigenten. Dem jungen Verein kam es zugute, dass verschiedene Musiker Mitglied einer Bergkapelle waren und daher schon eine gewisse Sonderschulung mitbrachten. So war es denn auch möglich, dass der Verein recht bald schon an die Öffentlichkeit treten konnte; fast könnte man es als Fügung bezeichnen, dass die erste Fronleichnamsprozession, die Hüttigweiler 1913 als nunmehr selbständige Pfarrei im eigenen Ort durchführte, durch das erstmalige Auftreten des Musikvereins feierlich gestaltet werden konnte.

Kaum aber fußte der Verein auf festen Grundlagen, als der 1. Weltkrieg seinem Wirken ein jähes Ende setzte. Erst 1921 war es wieder möglich, dass das Vereinsgeschehen einen neuen Anfang nehmen konnte. Der neue Dirigent, Wilhelm Weyrich, setzte sich sehr für den Nachwuchs ein, so dass der Verein in den folgenden Jahren durch die jungen Musiker Peter Schlicker, Jakob Martin, Alois Alt, Willi Niklas, Jakob Weyrich, Alois Mark , Fritz Schlicker, Josef Alt und Friedrich Sahner verstärkt werden konnte.

1929 war der Verein soweit gediehen, dass neben der Blaskapelle sogar noch ein Streichorchester aufgebaut werden konnte. Wilhelm Weyrich blieb Dirigent beider Orchester. Jakob Weyrich und Peter Schlicker wurden seine Stellvertreter. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges hatte sich der Verein so weit emporgearbeitet, dass er zu den leistungsfähigsten in der Umgebung zählte.
Der nun folgende zweite Weltkrieg riss tiefe Lücken in das blühende Vereinsleben. Drei junge, begabte Trompeter - Fritz Schlicker, Rudi Schlicker und Heinrich Scheidt - kehrten aus dem Krieg nicht mehr zurück. Ein Weiterwirken des Vereins nach dem Krieg war deshalb vorläufig nicht möglich. 1947 folgte Johann Schmidt, ein Jahr später der um den Verein höchst verdienstvolle Dirigent Wilhelm Weyrich, 1949 dessen Bruder und langjähriger Bassist Heinrich Weyrich in die Ewigkeit.

Trotz dieser schmerzlichen Verluste, die in der Geschichte eines Vereins nicht ausbleiben können, war man sich bewusst, dass der Verein neu belebt werden musste. In der Versammlung im Juli 1949 wählte man Christian Gehlen zum Vereinsvorsitzenden. Peter Schlicker wurde Dirigent für Blasmusik und Josef Penth dirigierte das Streichorchester. 1951 übernahm Jakob Weyrich das Amt des Dirigenten, bis ihn im Jahre 1952 Josef Penth ablöste. In den nun folgenden Jahren nahm der Verein stetig zu an Stärke und Leistungsfähigkeit.

Vom Jahre 1950 an bis heute gab es im Ort kaum eine größere Veranstaltung, an deren Gelingen der Musikverein nicht beteiligt war. Konzerte, Festzüge, Prozessionen, Festkommerse, kirchliche und weltliche Veranstaltungen, Geburtstags- und Hochzeitsständchen, leider aber auch Trauermusik, wechselten einander in ununterbrochener Folge ab. Im Jahre 1952 verstarb der unvergessliche Musikkamerad Christian Gehlen, 1957 der damalige 1. Vorsitzende Willi Niklas, im selben Jahr der Kamerad Jakob Martin und 1961 der blutjunge, äußerst begabte Tenorist Manfred Mohr. Ihm folgten 3 Jahre später, nach einem tragischen Verkehrsunfall, der ebenfalls noch junge Hornist Gerd Schreiner zur letzten Ruhe.

Das 50-jährige Stiftungsfest des Vereins im Jahre 1962 wurde zu einem großen Erfolg. Einige Tage lang wurde in dem gut besetzten Festzeit neben der Kirche gesungen und musiziert. Die 60er Jahre standen dann wieder ganz im Zeichen der Aufbauarbeit. Diese Aufbauarbeit gipfelte in der Gründung eines Jugendorchesters im Jahre 1969. Initiator der Jugendarbeit war der damalige Vorsitzende des Vereins, Günter Schäfer, der sich zugleich auch als Ausbilder und Dirigent unermüdlich um die Heranbildung jugendlicher Musiker bemühte. So konnte das Jugendorchester bereits im April 1970 erstmals öffentlich bei einem Konzert auftreten.

Belohnt wurde die Aufbauarbeit des Vereins beim Wertungsspielen des Musikkreises Ottweiler im Jahre 1971 in Merchweiler. Dort erreichte das Jugendorchester in der Anfängerstufe einen ersten Rang und das große Orchester des Vereins, dank zahlreicher junger Musiker auf über 40 Aktive angewachsen, in der Mittelstufe einen ersten Rang mit Auszeichnung. Mit Stolz konnte der Verein im Jahre 1972 anlässlich seines 60-jährigen Jubelfestes auf eine unermüdliche, erfolgreiche Arbeit zurückblicken. Stolz auf das Orchester durften auch die damals noch lebenden Gründer Peter Krämer, Wilhelm Mark und Peter Woll sein, sowie all die älteren Musiker, die viele Jahre hindurch dem Verein die Treue gehalten hatten.

Um die zahlreichen jungen Musiker bei der Stange zu halten, musste der Verein im folgenden Jahrzehnt neue Aktivitäten entfalten. Man kann dieses Jahrzehnt als die Zeit der Reisen und der Kontakte bezeichnen. Unvergesslich werden den Musikern die Besuche und Gegenbesuche zahlreicher in- und ausländischer Gastvereine bleiben: Chambéry in den französischen Alpen (1972/73), Sünteltal-Eimbeckhausen in Niedersachsen am Deister (1976-1980 ), Zutzenhausen, Hoppstätten, Bolanden, nicht zuletzt die Kontaktaufnahme mit dem Champagne-Ort Verzy, mit dem inzwischen eine offizielle Partnerschaft abgeschlossen wurde. Der Musikverein mit seinem Dirigenten und damaligen Ortsvorsteher Günter Schäfer kann als Geburtshelfer dieser Partnerschaft bezeichnet werden.

Bei all seinen Aktivitäten vergaß der Musikverein das Feiern nicht: Auf Initiative seines Organisationsleiters und Schlagzeugers Friedrich Sahner wurden seit 1965 fast regelmäßig die beliebten Gartenfeste des Vereins im Anwesen Scheuermann in der Tholeyer Straße zünftig gefeiert. Von 1983 bis 2000 fand dieses Vereinsfest im Wäldchen hinter der Illtalhalle statt.

Was in vielen Vereinen oft große Probleme schafft, gelang dem Musikverein im Jahre 1974 nahtlos: die Übergabe des Dirigentenstabes durch den zum Vereinsidol gewordenen Josef Penth (Suss) an den langjährigen Vorsitzenden und Jugenddirigenten Günter Schäfer, zugleich übernahm Walter Kessler die Leitung des Jugendorchesters und ab 1985 auch die Leitung des großen Orchesters.

Einen Markstein in seiner Geschichte setzte der Verein im Jahre 1978 mit der Gründung einer Musikschule, wobei wiederum Günter Schäfer der Hauptinitiator war. Durch musikalische Früherziehung mit anschließendem lnstrumentalunterricht wird schon vom Kindesalter an für die Heranbildung des Nachwuchses gesorgt.

Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Verein hatte ohne Zweifel auch der Umzug des Orchesters im Jahre 1981 in die Illtalhalle beigetragen, wo man nun nach vielen Wanderjahren eine dauernde Bleibe gefunden hatte. Dennoch blieben die Probelokale Gries Peter (Weiskircher-Kuhn), Scherer Paula und Fuchs Franz (Maringer) vielen Musikern mit zahlreichen Erlebnissen in bester Erinnerung.

Mit Beginn der 90er Jahre setzte ein für den Musikverein etwas schwieriges Jahrzehnt ein, das geprägt war vom Bemühen, den Fortbestand zu sichern. War das Orchester in den Vorjahren zu einer beachtlichen Größe und ausgewogenen Besetzung in den verschiedenen Registern angewachsen, so setzte nun ein Rückschritt ein. Viele junge Musiker verließen aus beruflichen Gründen das Orchester und auch das Saarland. Diesen Aderlass aufzufangen durch Heranbildung junger Nachwuchsmusiker wurde eines der Hauptziele der Vereinsarbeit. Michael Bernhardt, der 1991 neuer Dirigent im Jugendorchester und großen Orchester wurde, bemühte sich ganz gezielt um die Absolventen der Musikschule und um ihre Integration und Weiterbildung im Jugendorchester und später im großen Orchester. Als ein Höhepunkt seiner Tätigkeit gilt die Fahrt nach Kehlheim im Jahre 1991 und die erfolgreiche Teilnahme an Wertungsspielen des BSM.

Nach dem Umbau der Pausenhalle der Schule fanden die Proben nun im Kultursaal statt, ein weiterer Wechsel des Probenlokals hatte stattgefunden.

Nach dem berufsbedingten Ausscheiden von Michael Bernhardt übernahm im Jahre 1995 Manfred Endres den Dirigentenstab. Mit ihm hatte der Verein einen Profi gewonnen, der das Orchester begeisterte und neu motivierte. Von seiner Berufstätigkeit konnte jeder Einzelne persönlich profitieren. Auch unter seiner Stabführung gelang es nur mühsam, vereinzelte Jugendliche in das Orchester zu integrieren - der fehlende Nachwuchs, ein Hauptproblem der Vereinsarbeit dieser Zeit.

Nach seinem Ausscheiden im Jahre 1999 gewann der Verein mit Eberhard Grün einen Dirigenten, der schon als Jugendlicher in den 70er Jahren im Musikverein tätig gewesen war und nach seiner Dirigentenausbildung nun wieder Verbindung zum Musikverein bekam. Jedes Jahr veranstaltete der Musikverein nun Konzerte, wobei auch neue Wege beschritten wurden, indem diese gemeinsam mit anderen Musikvereinen oder Chören gestaltet wurden.

 

Im Jahre 2002 wurde das 90-jährige Jubiläum unter Mitwirkung des Musikvereins Braunshausen und des Chores „Ligamentum Vocale“ aus Urexweiler mit einem Jubiläumskonzert eröffnet, den Abschluss bildete ein Konzert des Polizeimusikkorps des Saarlandes in der Illtalhalle.

 

Sehr fruchtbar war die Zusammenarbeit mit dem Chor „Ligamentum Vocale“ bei der Aufführung der „Musical & Rock Night“ in Urexweiler und Hüttigweiler, die vom Programm Werke aus Musicals bis Pop und Rock boten, wobei Höhepunkte gemeinsame Auftritte von Orchester, Chor und Solisten waren.

Konzerte wurde auch in der Illipse in Illingen veranstaltet, wobei im Jahre 2008 ein besonderes Ereignis das Konzert „Best of Musical & Rock Night“ mit dem „Junger Chor Wallerfangen“ war.

Im Jahre 2009 verwirklichten die Dirigenten aus Wustweiler und Hüttigweiler, Christoph Schorr und Eberhard Grün, eine Idee, indem zum 90-jährigen Jubiläum des Musikverein Wustweiler das Projektorchester „IllWind“ gegründet wurde, bestehend aus den Orchestern von Wustweiler und Hüttigweiler. Gemeinsam probten beide Orchester mit den Dirigenten die Werke ein und führten sie in einem Galakonzert in der Illipse in Illingen erfolgreich auf.

 

Mit einem Kirchenkonzert in der Pfarrkirche in Hüttigweiler beendete Eberhard Grün im November 2009 seine erfolgreiche Dirigententätigkeit.

Erstmalig übernahm mit Christina Benna im Jahr 2010 eine Frau den Dirigentenstab im Jugendorchester und Orchester. Leider dauerte die Zusammenarbeit nur ein Jahr und der Musikverein suchte wieder einen Dirigenten.

Mehrere Bewerber stellten sich in einem Probedirigat vor und das Orchester wählte Pablo Larrea, der schon im Orchester Saxophon gespielt hatte. Er wurde Dirigent beider Orchester, und zum 100-jährigen Jubiläum des Musikverein Hüttigweiler wurde ein Jubiläumskonzert mit dem Projektorchester „IllWind“ in der Illtalhalle vorbereitet. Am 2. Juni 2012 wurden das Orchester und die Solisten in der Illtalhalle in Hüttigweiler für ihre Leistung gefeiert.

Sehr erfolgreich gestaltete sich die Arbeit der vereinseigenen Musikschule, die 2008 ihr 30-jähriges Bestehen feiern konnte. Hauptmotor war ihr Gründer und Leiter Günter Schäfer, der sich unermüdlich um die Organisation und die Musikschularbeit bemühte,bis ihn gesundheitliche Probleme zwangen seine Arbeit in der Musikschule zu beenden.

 

Im Jahre 2003 übernahm Martin Kreutzer, einer der ersten Musikschüler, die Leitung der Musikschule. Er ist Mitglied des Orchesters und ausgebildeter Dirigent - auf seine Initiative wurde die Jugend-Bigband „BluesBristers“ gegründet, die er mehrere Jahre erfolgreich leitete. Als Leiter der Musikschule gewann er qualifizierte Lehrer für die Früherziehung und Grundausbildung und strebte eine engere Verzahnung von Musikschule und Musikverein an, unter anderem wirkten Lehrer der Musikschule als Lehrerband am „KulturKaffee“ mit. Jährlich präsentieren sich Gruppen und Einzelschüler in den Musikschulkonzerten im Kultursaal. Im Jahre 2008 wurde die erfolgreiche Arbeit der Musikschule auf einer Jubiläumsfeier zum 30-jährigen Bestehen von der damaligen Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer gewürdigt.

Mehr als 90 Kinder werden dort 2012 in musikalischer Früherziehung, Grundausbildung und im Einzelunterricht betreut. Das Interesse an musikalischer Bildung im Grundschulalter ist ungebrochen, schwierig wird es aber, dies im Jugendalter weiter zu erhalten und als Gewinn für den Musikverein zu verbuchen. Mit der Persönlichkeitsentwicklung tritt meist auch eine Änderung der persönlichen Ziele in der Freizeitgestaltung ein, meist zu Ungunsten der Musik.

Unbeirrt von den Schwierigkeiten für die Vereinsarbeit versuchen die Verantwortlichen im Jubiläumsjahr 2012 ihre Arbeit zum Wohle des Vereins fortzusetzen, wenn auch unter den Bedingungen eines neuen Zeitalters. Ausdruck für den Optimismus ist die Homepage des Musikvereins, die weltweit im Internet von der Arbeit des Musikverein Hüttigweiler e. V. kündet, unvorstellbar für die Personen der Vereinsgeschichte, die in den vergangenen Jahrzehnten gewirkt haben.
Trotzdem wird für eine erfolgreiche Arbeit im Orchester in der Zukunft eine engere Zusammenarbeit mit den Orchestern der Gemeinde immer bedeutsamer werden.